Olympiatagebuch Rio 2016 Teil 7 – Obrigado Rio de Janeiro
Ein siebter und letzter Teil soll meine Reise zu den Olympischen Spiele und für euch den Blick hinter die Kulissen beenden.
Sportlich durfte ich nach meinem Viertelfinale USA – ARG auch eines der Halbfinalspiele leiten. Leider war die mit Spannung erwartete Partie zwischen Serbien und Australien fast schon in der ersten Halbzeit entschieden, da den Australiern überhaupt nichts gelingen wollte und bei den Europäern so gut wie alles in den Korb fiel. Dennoch war es eben ein olympisches Halbfinale und somit werde ich es sehr lange in Erinnerung behalten.
Die sportliche Geschichte beider Turniere ist relativ schnell erzählt, ich gehe davon aus, dass ohnehin die meisten von euch die wichtigen KO-Spiele verfolgt haben. Die USA haben in beiden Finalspielen klar und deutlich gewonnen, nicht zuletzt, weil bei den Gegnern auch zusehends die Kräfte schwanden und sich die relativ hohe Frequenz von einem Spiel jeden zweiten Tag zum Ende des Turniers bemerkbar machte.
Die letzten Tage in Rio waren eher zäh, weil doch nach vier Wochen selbst bei so einem großen Event der Lagerkoller einsetzt und man die Tage und Stunden zählt, bis man nach Hause zu seinen Lieben fahren darf.
Bis es soweit war, habe ich es mir natürlich nicht nehmen lassen, das deutsche Haus zu besuchen und ich muss sagen, dass dieser Besuch einen bleibenden Eindruck hinterlassen hat. Zum einen war es ein glücklicher Umstand, dass Deutschland ausgerechnet an diesem Tag mehrere Medaillen im Kanu und in der Leichtathletik gewonnenen hatte und somit die Stimmung sowieso schon sehr fröhlich und ausgelassen war. Zum anderen war es einfach herrlich und wahrscheinlich nur allzu menschlich, diese ach so disziplinierten Sportler nach all den Anstrengungen und dem Druck der auf ihnen lastete, feucht-fröhlich nach etlichen teilweise selbst gemixten Getränken ausgelassen feiern und auf der Tanzfläche nach ihrer Koordination suchen zu sehen. Die Schiedsrichter standen dieser gesellschaftlichen Höchstleistung natürlich in nichts nach. Verständlicherweise und weil ich mich sonst in einer rechtlichen Grauzone bewegen würde, gibt es von diesen Ereignissen keine Bilder (vielleicht lag es aber auch daran, dass ich die Kamera nicht mehr richtig bedienen konnte).
An einem der letzten Tage durfte selbstverständlich auch ein Besuch in einem der vielen Souvenir-Shops nicht fehlen, damit man auch wirklich einen Beweis hatte, dass man tatsächlich in Rio war und nicht in einer anderen Ecke der Welt nur mal ein paar Wochen Ruhe genießen wollte. Da so ein Ereignis bekanntermaßen nur einmal alle vier Jahre und wahrscheinlich in den nächsten 20-30 Jahren nicht wieder in Südamerika stattfindet, wurden entsprechend üppige Preise für sämtliche Souvenirs aufgerufen. Trotzdem platzten diese Läden aus allen Nähten und man durfte sich schon mal 30 Minuten und mehr anstellen, um überhaupt hinein zukommen! Auch ich konnte dem nicht widerstehen und ließ einen mittleren dreistelligen Betrag der Industrie um Nike & Co zu Gute kommen.
Bereits am morgendlichem Wetter konnte man den letzten Tag der Spiele erkennen. Es stürmte und regnete bereits zum Frühstück und der Höhepunkt inklusive Stromausfall bei der Abschlussfeier sollte noch folgen. Ich hatte mich dieses Mal entschieden, die Abschlussfeier im TV zu verfolgen und als ich die Athleten und Künstler im vom Regen beherrschten Maracana-Stadion gesehen habe, wusste ich, dass ich die richtige Entscheidung getroffen hatte. Hinzu kam, dass ich bereits um 2:30 Uhr am Montagmorgen (22.08.) den Shuttle zum Flughafen nehmen musste und ich ernsthafte Zweifel hatte, dass ich es rechtzeitig von der Closing Ceremony zurückschaffen würde. Ich entschied mich, mich gar nicht erst ins Bett zu legen und irgendwie bis zum Abflug durchzuhalten. Ich hoffte, dann auf dem 12-Stunden-Flug von Sao Paulo nach Rom ausreichend zu schlafen und zeitgleich auch den Jetlag auszugleichen. Die Zeit habe ichtatsächlich mit Koffer packen und dem Verabschieden meiner Kollegen irgendwie herumgekriegt.
Auf dem Weg zum Flughafen bin ich dann trotzdem eingeschlafen.
Die Organisatoren waren besonders großzügig bei der Planung der Shuttlezeiten, so dass ich bereits gute vier Stunden vor Abflug am Flughafen einchecken konnte. Sollte jemand von euch die Absicht haben, morgens gegen 3:30 Uhr den Flughafen in Rio zu besuchen, so hat man die Möglichkeit, selbst in so einer großen Metropole die Flughafenmitarbeiter per Handschlag zu Schichtbeginn zu begrüßen. Irgendwie vergingen aber auch diese vier Stunden und der anschließende einstündige Flug nach Sao Paulo.
Während des fünfstündigen Aufenthalts in Sao Paulo bot sich mir die Gelegenheit, einen sogenannten „Comfort Seat“ für zusätzliche 85 Euro zu buchen. Der letzte seiner Art auf diesem Flug versprach mehr Beinfreiheit, was er nur bedingt halten konnte. Dennoch war ich ganz zufrieden (oder zumindestens habe ich mir das bei dem Preis eingeredet) und konnte auf dem Flug nach Rom ein paar Stunden schlafen. Weitere drei Stunden Wartezeit in Rom, davon eine im vollbesetzten Flieger auf dem Vorfeld, da es angeblich irgendwelche Kommunikations-Probleme beim Abflug gab, und einen anschließenden zweistündigen Flug nach Berlin später war ich wieder hier in meinem Revier.
Nach all den schönen und unvergesslichen Tagen in Südamerika werde ich euch nun nicht weiter mit meinen Gedanken um die Spiele in Rio belästigen. Ich hoffe es hat euch etwas Spaß beim Lesen bereitet und wünsche allen Lesern alles Gute!
Euer Robert