Brandenburger Schiedsrichter beim Final Four der Euroleague in Abu Dhabi im Einsatz

Ende Mai fand in Abu Dhabi das Final-Four der Euroleague, der Königsklasse im europäischen Basketball, statt. Unser Brandenburger Schiedsrichter, Robert Lottermoser, erhielt eine Nominierung zu diesem Event
Mit der „Unterstützung der SRK des BBV“, durch persönlichen Fahrdienst zum Flugplatz und nach 4 Tagen wieder zurück, konnte er die „Einladung“ entspannt wahrnehmen. Es begann Donnerstag früh um 5 Uhr mit der Abfahrt ab seiner Haustür in Bernau, direkt zum Flughafen BER. Die beiden Fahrten verliefen flüssig und reibungslos, so dass der „Chauffeur“ (und Autor dieses Berichts) die Gelegenheit nutzte, Robert etwas „auszuhorchen“. Schließlich konnte er auf der BAB 10 ja nicht so einfach weglaufen.

Hallo Robert, in der vergangenen Saison konntest du deinen 400. Euroleague-Einsatz feiern und kannst nun das Ganze auch noch mit diesem Saisonhöhepunkt krönen. Glückwunsch! Und wie geht´s?

Danke für die Glückwünsche. Gut geht´s.

Du warst in den Jahren 2011-2019 bereits 9 mal beim Final-Four und wurdest in diesem Zusammenhang auch 3 mal für ein Finalspiel nominiert. Wie bereitet man sich auf so was vor?

Eigentlich nicht besonders. Man ist ohnehin regelmäßig in der Euroleague (EL) unterwegs. In der Saison konnte ich bereits 26 Spiele leiten, hatte dadurch mit jeder Mannschaft schon mindestens 1x zu tun und war z.B. in Madrid, Barcelona, Instanbul, Paris und Athen im Einsatz. Regelmäßige, intensive Videoarbeit, Vor- und Nachbesprechungen mit Kollegen und den Liga-Verantwortlichen, regelmäßige und umfassende Regeltests und natürlich sich sportlich fit und gesund zu halten, gehört zu meinem Arbeitsalltag in dieser Zeit. Nach der Bekanntgabe der Nominierung wurde es doch etwas intensiver. Es gibt im Vorfeld bereits Informationen und Unterlagen vom zuständigen EL-Ligabüro über die anstehende Veranstaltung. Das Hotel wurde uns gebucht. Die Buchungen der Flüge und die abschließende Abrechnung obliegt wieder dem betreffenden Schiedsrichter. Das ist dann der aufwändige „unternehmerische“ Teil meines Berufs.
Und nicht zu vergessen, bin ich zeitgleich auch in der easyCredit BBL in Deutschland sehr aktiv als Schiedsrichter unterwegs.

Wie läuft so ein Turnier eigentlich ab?

Die vier erfolgreichsten, von 18, EL-Mannschaften, aus dieser Saison spielen dieses Final-Four, um „ihren“ Besten zu ermitteln. Die Anreise als Schiedsrichter erfolgt immer einen Tag vorher, um gleich am nächsten Tag früh vor Ort zu sein und sich akklimatisieren zu können. Am Anreisetag heißt es erstmal Zimmer beziehen. Dann gleich zum gemeinsamen Abendessen und anschließenden Meeting aller SR mit den Ligaverantwortlichen. Im Kader waren vier  Schiedsrichter, die dieses Jahr zum ersten Mal an so einem Turnier teilnehmen durften. Die Beratung aller acht angesetzten Schiedsrichter mit ihren „Liga-Vorgesetzten“ konnte starten. Schwerpunktthemen sind hier vor allem die Saisonauswertung anhand von Beispielen aus der abgelaufenen Saison. Schließlich noch die Bekanntgabe der SR-Ansetzungen für den kommenden Tag in der „Platzierungsrunde“. Hier werden jeweils 3 SR angesetzt, sowie 1 Backup-SR festgelegt. Das dauerte dieses Mal von 21-23 Uhr, also noch mal 2 Stunden. Es war ein sehr langer, anstrengender Tag. Nebenbei erfolgt die Ausgabe der Bekleidung. Es gab extra Polo-Shirts und SR-Jacke für die Freizeitaktivitäten vor Ort, mit dem passenden Branding für diesen Anlass.

Der kommende Tag startete etwas gemächlicher, mit einem hervorragenden Frühstück. Start des Arbeitstages war das Teammeeting der jeweiligen (4) SR für ca. 1 Stunde, um sich theoretisch, direkt und konkret auf die anstehende spezielle Spielpaarung vorzubereiten und sich abzusprechen. Ab dem Mittag hatten wir etwas Freizeit. 

Turnierstart war an diesem 23. Mai 2025, in der ETIHAD ARENA. Ich wurde für das 17-Uhr-Spiel, Fenerbahce Beko Istanbul vs. Panathinaikos AKTOR Athens eingeteilt. Das Spiel endete 82 : 76 . Anschließend um 20:00 Uhr stand noch Olympiacos Piraeus vs. AS Monaco 68 : 78 auf dem Plan. Ich habe mir zum Tagesausklang noch das 2. Spiel des Tages in der speziell eingerichteten SR-Lounge angesehen. Zum Abschluss dieses ersten Spieltages fand dann ein gemeinsames „Abendessen“ bis 0:30 Uhr statt.

Der gesamte Samstag war dann für alle Beteiligten spielfrei und wir hatten den Tag zur freien Verfügung. Ich habe es ruhig angehen lassen, etwas das Umfeld angesehen und am Nachmittag zog es mich wieder zum Basketball. Diesmal sah ich mir die besten Nachwuchsmannschaften Europas im U18-Final-Four an. Ich verfolgte die Spiele (ein Spiel) zwischen den Beteiligten EA7 Emporio Armani Milan, FC Barcelona, Dubai Basketball und Mega Super Belgrade.

Abends um 19 Uhr gab es wieder ein Meeting zur Vorbereitung für den Finaltag. Es gab einen Rückblick auf die 1. Spielrunde am Vortag und einen Austausch über eventuelle Besonderheiten. Am Ende erfolgte die Nominierung der Halbfinal- und Final-SR. 

Abends ging es für mich dann zum gemeinsamen Dinner aller Offiziellen. Geladen waren neben 4 erfahrenen noch 8 Nachwuchsreferees.

Sonntag, 25. Mai 2025 war in der ETIHAD ARENA (maximal 18.000 Zuschauer) dann Finaltag. Für dieses Finalspiel wurde ich angesetzt. Es war mein 4. Finaleinsatz bei diesem Wettbewerb. Meine Kollegen waren Carlos Peruga (Spanien) und Milan Nedovic (Slowenien).
Das Spiel um 19:00 Uhr, AS Monaco vs. Fenerbahce Beko Istanbul endete mit 70:81. Alle (4) Spiele waren vor einer imposanten Kulisse ausverkauft. Jedoch war diese Finalpaarung dann schon eine Überraschung, da unter Fachleuten eher ein griechisches Finale als wahrscheinlich erschien.
Das „kleine Finale“ war bereits um 16:00, Olympiacos Piraeus vs. Panathinaikos AKTOR Athens. Es endete, mit einem knappen Vorsprung, für Piraeus mit 97:93.
Da dieses Halbfinale dann schon in der Vorbereitungsphase unseres Finales lag, haben wir es nicht verfolgt.

Wie wird man denn in dieser Zeit so untergebracht und was war noch aus deiner Sicht erwähnens- bzw. berichtenswert?

Die Unterbringung erfolgte in einem noblen Hotel. Das „ERTH“ ein Hotel, dass ein Schwimmbad mit olympischen Maßen und einen Privatstrand (inklusive eigenem Rettungsschwimmer) besitzt, dieser Strand umfasst 10% der Hotelanlage.

Auch wenn man alles versucht vorzubereiten und abzusichern, gibt es immer wieder ein paar Überraschungen. Das ist nichts anderes als in anderen Berufen und Bereichen des Lebens. Mein Abflug nach Zürich war gegen 7 Uhr geplant, wurde aber kurzfristig gestrichen, wegen eines technischen Defektes an der Maschine. Ich wurde durch die Airline umgebucht und war dann 2 Stunden später unterwegs. Die Route ging nun über Wien. Dort angekommen, wurde ich im Warte- bzw. Abflugbereich auch gleich erkannt. Ich hatte die „Ehre“, mir mit den Fans einer der beteiligten Mannschaften (Olympiacos Piraeus) den Flug zu teilen. Ist eigentlich auch kein Problem. Es ist aber auf meiner Wunschliste nicht ganz oben, lieber reise ich „inkognito“. Endlich, nach 12 Reisestunden, bin ich am Donnerstag gegen 19 Uhr (Ortszeit) in Abu Dhabi angekommen. Bernau hatte ich bei 16 Grad Celsius verlassen. Am Ankunftsort „begrüßten“ mich dann 45 Grad Celsius.
Abu Dhabi ist schon beeindruckend. Vieles ist eben etwas anders. Ich hatte bei diesen klimatischen Verhältnissen keine große Motivation, mich länger als nötig im Freien aufzuhalten. Dort ist alles nur für den Individualverkehr ausgelegt. Ausreichend nutzbarer ÖPNV und/oder Gehwege sind hier Fehlanzeige. Deshalb werden auch alle privaten Fahrten, sowie Fahrten vom Hotel zu den Spielen und zurück über einen extra gebuchten Shuttle abgewickelt. Und „natürlich“ bekommt jeder SR seinen eigenen Shuttle zur Verfügung gestellt. Es ist schon alles etwas speziell.

Den spielfreien Sonnabend habe ich für einen Moscheebesuch genutzt.  Es ging von 10-12 Uhr in die Scheich-Zayid-Moschee. Diese Moschee ist eine der größten der Welt und es gibt hier besondere Regeln zur Bekleidung und zum Verhalten innerhalb des Gebäudes. So war z.B. die Registrierung per App nötig, um Zutritt zu bekommen und sich dort aufhalten zu dürfen. Das wurde auch durch die dort tätige Aufsicht kontrolliert. Vor allem die Ausmaße, die Architektur und die Ausstattung so eines Bauwerks sind total beeindruckend. Das interessiert mich als Bauingenieur auch besonders.

Wie geht es bei dir weiter. Gleich in die Sommerfrische? Und Urlaub? Beine hoch?

Noch nicht ganz. Montag früh war nach Frühstück und Verabschiedung im Hotel gleich wieder Rückreise nach Deutschland. Eine letzte Shuttlefahrt zum 30 km entfernten Abu Dhabi International Airport. Der Rückflug dann ohne Vorkommnisse mit Ankunft gegen 22 Uhr wieder am BER. Gleich am nächsten Morgen ging es für mich wieder um 8 Uhr los, Richtung Braunschweig. In der easyCredit BBL werden jetzt noch die Finalrunden ausgetragen, bei der ich ebenfalls zum Einsatz kommen werde.

Danke für das angenehme Gespräch. Dann wünschen wir dir auf der „Zielgeraden“ noch viel Erfolg und ein paar interessante und anspruchsvolle Spiele. Für die kommenden Spielzeiten, wünschen wir dir vor allem beste Gesundheit und weiterhin viel Erfolg auf deinem Weg!

Danke für die Wünsche. Ich gebe mir Mühe. Viele Grüße an die Schiedsrichter im Land Brandenburg. Wir bleiben in Verbindung.

Damit konnte Robert diese Euroleague-Saison mit 28 Spielen, inklusive der 2 Spiele am Finalwochenende und einer Ansetzung zum Finalspiel sehr erfolgreich abschließen.

Wer sich über das Turnier informieren will bzw. Robert und seine Kollegen in Aktion sehen möchte,
kann das über die Offizielle Seite der Euroleague.

Bilderquelle(n): AurumTours, Euroleague, Instagram, Robert Lottermoser, Thomas Gunhold,

Verfasst: Thomas Gunhold (aus der Erinnerung von Informationen während der Fahrt)