Kommentar zum Bundestag 2018
Es war mir eine Freude, den 53. Bundestag mitzuerleben. Ein tolles Ambiente in der wunderschönen Stadt Freiburg, mitten in Baden, mitten im Schwarzwald zierte die drei Tage. Traumhafte Locations in den Abendstunden – als herausragend ist hier das Historische Kaufhaus direkt neben dem Münster zu nennen – sorgten für ein grandioses Abendprogramm. Aber was bleibt nach dieser wichtigsten Versammlung des Deutschen Basketball Bundes? Nahezu alle Wahlen und Anträge wurden einstimmig angenommen und auch in den Arbeitskreisen gab es nur selten emotionale Diskussionen. Man hatte den Eindruck, dass alles schon vorher feststand. Alles wurde bereits mit vorigen Gesprächen – bei einem netten Glas Wein – abgesprochen.
Geschlossenheit – aber für welchen Preis?
Bei der Wahl des Präsidiums gab es keine Gegenkandidaten. Daraus lässt sich ableiten, dass dieser nationale Verband nach außen geschlossen dastehen will und deshalb lieber alles schon vorher klärt. Einige Gastredner lobten den Verband für sein enges Gefüge und für seine Einheitlichkeit. Aber für welchen Preis? Im Präsidium ist man sich einig, für was der DBB nach außen stehen sollte: für Erfolg und internationales Prestige – kurzum: die Nationalmannschaft. Wie oft das Nationalteam in den Reden der Präsidiumsmitglieder genannt wurde, lässt sich kaum zählen.
Unüberbrückbare Differenzen zwische Präsidium und Landesverbänden?
Auch beim aufstrebenden Trend 3×3 ging es vor allem darum, die internationalen Meriten vorzuzeigen, in dem erwähnt wurde, dass die DBB-Frauen gerade bei der 3×3-Weltmeisterschaft gestartet sind. Das ist ja auch gut und schön – ein toller Erfolg, keine Frage. Aber dass man gerade aus dem 3×3 einen Anreiz für Teams schaffen kann, die keine komplette Mannschaft zusammenbekommen und damit eher den Breitensport in den Fokus rückt, tauchte mit keinem Wort auf. Darin liegt auch einer der großen Unterschiede zwischen den Oberen, dem Präsidium und den Unteren, den Landesverbänden: Nicht jeder Landesverband arbeitet leistungsorientiert und hat die nationale Elite im Sinn. Vielmehr steht bei einigen der Breitensport im Mittelpunkt und vor allem die Gewinnung von Neumitgliedern für unseren tollen Sport. Die Breitensport-Komponenten fehlten jedoch nahezu komplett beim Bundestag.
Richtiger Schritt hin zur Verjüngungskur
Daher muss sich das DBB-Präsidium fragen, ob es noch die Interessen aller Landesverbände vertritt. Oder ob eher eigene Ziele und die Pläne weniger Landesverbände im Vordergrund stehen. Für die nächsten Bundestage würde ich mir mehr Diskussionen wünschen – im Plenum, bei den Arbeitskreisen, einfach überall. Eine weitere Sache, die auffiel: die Altersstruktur: Sowohl bei den Vertretern der regionalen Verbände als auch beim Präsidium gehören viele einem älteren Semester an. Mit Marco Marzi kommt nun frisches und junges Blut in die Chefetage. Auch hier täte eine Verjüngungskur sicher gut. Das muss bereits in den Landesverbänden anfangen. Und wenn man sich fragt, warum die jüngeren Leute kein Interesse an solchen Posten haben, gilt es nach den Ursachen zu fragen und damit auch danach, wie man die Mitarbeit attraktiver gestalten könnte.